Homöopathische Dosierungskunde - Eine Exploration! Das Problem der Potenzwahl

Homöopathische Dosierungskunde - Eine Exploration! Das Problem der Potenzwahl

Author: 
Manish Bhatia

Der Begriff Posology stammt von den griechischen Worten 'posos', welches 'wie viel' bedeutet, und 'logog', mit der Bedeutung 'Studium', ab. In der Homöopathie bedeutet Posologie die Doktrin der Mitteldosierung. Eine homöopathische Dosis bedeutet Potenz, Menge und Form des Mittels, wie auch die Wiederholung. Da es hier ein sehr ausführliches Thema zu erkunden gibt, möchte ich mich hier nur der Potenzwahl in der Posologie widmen.

Bevor wir mehr über die Potenzwahl lernen, lassen Sie uns zuerst zusammenfassen, welche Potenzen dem Homöopathen zur Verfügung stehen.

1. Die Centesimalskala, von Hahnemann entwickelt, deutet auf die numerische Bezeichnung der Potenz hin, zusammen mit einer Zahl nach dem Suffix C oder CH, zum Beispiel C30 oder C200.

2. Die Dezimalskala, von Hering entwickelt, deutet auf die numerische Bezeichnung der Potenz hin, zusammen mit einer Zahl und dem Suffix X oder D, zum Beispiel 200X, D200.

3. Die 50,000erskala oder LM-Skala, auch bekannt als Quinquagintamillesimalskala oder Q-Potenzen. Hahnemann entwickelte diese Skala während der letzten Jahre seines Lebens.

Potenzen können allgemein als niedrig, mittel und hoch klassifiziert werden. Eine niedrige Potenz liegt irgendwo bei Q bis C12, mittel bei C12 bis C200 und hoch von C200 bis DM, MM, DMM.

Es wird gesagt, dass die Hochpotenzen erstmalig von Korsakoff im Jahre 1834 hergestellt wurden, aber sie kamen erst mit Jenichens Hochpotenzen nach 1844 in weitläufigen Gebrauch.

Um auf die Frage der Potenzwahl zurückzukommen werden wir beginnen, die Ansichten berühmter Homöopathen aus unterschiedlichen Äras zu erforschen. Es wäre angemessen, unsere Tour mit Hahnemann selbst zu beginnen - der Person, die sich homöopathische Potenzen ausgedacht hat.

Hahnemann begann erstmalig 1790 'ähnliche' Mittel einzusetzen und 8 Jahre später begann er mit der allmählichen Verringerung der Dosierung. Als Arzt war er zunehmend mit den Ergebnissen unter Verwendung dynamisierter Mittel zufrieden, weshalb er sie bis zum Ende seines langen Lebens materiellen Dosierungen vorzog.

Im Jahre 1798 begann er zum allerersten mal mit der Reduzierung der Dosis zu experimentieren. Dies schliesst die 2X, 4X und C2 ein. Nach Peter Morrels Forschung begann er 1799 die Dosis weiter auf 5X, 6X, C3, und 8X zu reduzieren. 1800 beginnt er die 10X zu verwenden, und 1803 erscheint zum ersten mal die C12. 1805 erscheint die 18 Centesimal-Verdünnung, die sich als die konsistenteste bevorzugte Potenz seiner langen Karriere erwies. 1816 erscheint die C30 zum ersten mal und bleibt seine am häufigsten verwendete und am meisten empfohlene Potenz aller Zeiten.

Weitere Entwicklungen schliessen 1819 die erste Erwähnung der C6 ein und die erste Erwähnung der C60 im Jahre 1824. 1830 nennt er zum ersten mal den Geruchssinn als einen Weg zur Mittelverabreichung und dies bleibt bis zum Ende seines Lebens eine sehr beliebte Methode für Ihn. Schliesslich, 1838, erscheinen die LM-Potenzen, er verabreichte aber weiterhin die C-Potenzen bei den meisten seiner Patienten. Während seines Lebens ist Hahnemann dafür bekannt gewesen, Potenzen nur bis zur C30 zu verwenden. Aber Farrington zitiert Frau Hahnemann als sie sagte, dass er, wenn nötig, die 200. und 1000. benutzte. Die 1000., wie auch immer, scheint er nur einmal benutzt zu haben.

Nach Hahnemann

Sogar während Hahnemanns Leben verlief ein Graben zwischen den Homöopathen. Ein Teil vertraute der Verwendung potenzierter Mittel während ein anderer auf die Urtinktur auf Basis des Ähnlichkeitsgesetzes schwörte. Unter jenen, die die potenzierten Mittel verwendeten, waren die meisten nicht von den hohen Potenzen begeistert. Während Hahnemanns später Jahre, nahm die Zahl der Befürworter der Urtinktur ab und die höheren Potenzen fanden immer mehr Verwendung. Homöopathen waren seither immer über die Frage der Potenzwahl unterschiedlicher Meinung und sogar 160 Jahre nach Hahnemanns Tod ist die Frage der Potenzwahl immer noch offen. Lassen Sie uns einen Blick auf Ansichten führender Homöopathen unterschiedlicher Äras werfen.

Boenninghausen, ein Zeitgenosse Hahnemanns, war ein deutlicher Befürworter der Hochpotenzen. Er schrieb viele Ausarbeitungen die Hochpotenzen unterstützen und führte viele Vorteile auf, so wie -

1. Der Wirkbereich wird bei Hochpotenzen stetig weiter, so dass sie bei chronischen Erkrankungen die Heilung beschleunigen,

2. In akuten Krankheiten erscheint der Erfolg früher, und

3. Sie wirken trotz einer Diät nach freiem Ermessen.

Homöopathen wie T. F. Allen, Richard Hughes, Dr. Wilson, Dr. Henry Dearborn, J. H. Clarke, Dr. George Royal, Boericke, Pierce, Edgar bevorzugten niedrige Potenzen und empfahlen diese in den meisten Fällen. Auf der anderen Seite bevorzugten Homöopathen wie Boenninghausen, Hering, Lippe, Guernsey, Raue, Dunham, H. C. Allen, Kent, Boger, Nash, Roberts die mittleren und hohen Potenzen. Dieser Liste können wir Namen wie Bell, Beronville, Borland, Stuart Close, Curie, Dewey, Gross, Fincke, Swan, Skinner, Jenichen, Ghose, Grauvogl, Hubbard, Sir John Weir, Margaret Tyler, Pulford, Templeton, Yingling, Waffensmith, P. P. Wells and Pierre Schmidt usw. hinzufügen. Alle diese Homöopathen verwendet die höheren Potenzen mit grossem Erfolg.

Die meisten modernen Homöopathen, wie George Vithoulkas, Rajan Sankaran, Jan Scholten, Prafull Vijayakar, Bill Gray, Robin Murphy, Alfons Geukens, Vesalis Ghegas, Massimo Mangilavori, Banerjeea, Anne Schadde, Luc de Schepper, Andre Saine, Eileen Naumann, Jayesh Shah, Jermey Sherr, Tinus Smits, Wolfgang Springer, Alize Timmermann usw. scheinen höhere Potenzen zu bevorzugen. Höhere Potenzen vorzuziehen bedeutet nicht die niedrigen auszuschliessen. Die Meisterhomöopathen der Vergangenheit und der Gegenwart waren und sind in der Lage die gesamte Bandbreite der Potenzen zu verwenden, von der niedrigsten bis zur höchsten, immer in Abhängigkeit des Falles. Die am häufigsten verwendeten Potenzen sind heutzutage C6, C30, C200, 1M, 10M, CM und die LM-Skala.

Die LM-Skala ist unter den Homöopathen noch nicht so populär, hauptsächlich aus geschichtlichen Gründen. Sie scheinen nun breitere Verwendung zu finden, weil moderne Homöopathen mehr und mehr mit ihnen experimentieren. Leute wie Schmidt, Künzli, Voegeli, Patel, Chaudhary und Sankaran usw. haben über viele Heilungen bei der Verwendung von LM-Potenzen berichtet.

Lassen Sie uns jetzt die Ansichten einiger dieser Homöopathen im Detail ansehen.

Boger scheint alle Potenzen verwendet zu haben, war aber zum Teil mehr für die sehr hohen Potenzen. Seine favorisierte Verschreibung scheint die Einzeldosis DMM gewesen zu sein.

Borland sagt, um lediglich lokale Umstände zu behandeln, werden Mittel für das Organ oder Gewebe in niedrigen Potenzen benutzt, ebenso unter fortgeschrittenen pathologischen Umständen und bei sensitiven Patienten. Wenn auch noch Ähnlichkeiten im Allgemeinen, zusätzlich zu den örtlichen, vorhanden sind, können mittlere oder hohe Potenzen zu bevorzugen sein. Er sagt auch, je akuter die Erkrankung, umso höher die Potenz des Mittels.

Clarke sagt, dass in der gewöhnlichen Praxis, bei Patienten mit akuten Erkrankungen, die niedrigeren Verdünnungen von C1 bis C3 die nützlichsten sein werden. Bei chronischen Erkrankungen wären die höheren Verdünnungen angebracht.

Close stellt folgende Überlegungen darüber an, was die Wahl der Dosierung beeinflusst -

1. Je stärker charakteristische Symptome des Mittels in dem Fall vertreten sind, umso grösser ist die Empfänlichkeit für das Mittel und umso höher ist die erforderliche Potenz.

2. Alter: mittlere und höhere Potenzen für Kinder.

3. Höhere Potenzen für empfindliche, intelligente Personen.

4. Höhere Potenzen für Leute mit intellektueller Beschäftigung oder sitzender Tätigkeit, und für solche, die Aufregung ausgesetzt sind oder dem fortwährenden Einfluss von Drogen/Mitteln.

5. In Terminalstadien können sogar Urtinkturen angemessen sein.

Er schreibt auch "Unterschiedliche Potenzen wirken unterschiedlich in unterschiedlichen Fällen und Individuen zu unterschiedlichen Zeiten unter unterschiedlichen Umständen. Alles kann benötigt werden. Nicht eine Potenz, weder hoch noch tief, wird alle Anforderungen bei allen Fällen zu jeder Zeit erfüllen."

Curie meint, dass bei akuten Fällen niedrige Potenzen zu bevorzugen sind, aber bei chronischen würden hohe Potenzen mehr Erfolg versprechen.

Edgar berichtet davon, fünfundzwanzig Jahre lang Fälle erfolgreich mit Niedrigpotenzen und Urtinkturen behandelt zu haben.

Gentry fühlt, dass bei fortschreitenden Erkrankungen wie Fieber und bei Ansteckung Mittel in mittlerer oder niedriger Potenz zu geben sind.

Blackie berichtet, dass in Fällen mit organischen Veränderungen aufgrund infektiöser Ursachen eine hohe Potenz diese aufheben kann.

Grauvogl zählt einige Regeln zur Verwendung der Potenzen auf. Er schreibt -

1. Wenn wir auf einzelne Teile einwirken müssen, gegen eine einzige qualitative Ursache, verwenden wir besser niedrige Verdünnungen, so wie bei Hämorrhagie vor oder nach einer Geburt.

2. Bei hohen Potenzen verschwinden Symptome sanft ohne Spuren zu hinterlassen.

3. Wenn wir uns mit dem Wechsel eines Prozesses von einer Reduktion zu einer Oxidation befassen, oder umgekehrt, müssen wir niedrige Verdünnungen verwenden.

4. Aber um einen Prozess der Verhaltung aufzulösen, sind hohe Potenzen indiziert.

5. Nahrhafte Mittel wirken besser in niedriger Verdünnung, funktionelle Mittel in hohen Verdünnungen.

6. Ein chronischer Fall, besonders bei Verhaltung und einer carbo-nitrogenoiden Konstitution, kann am besten mit Hochpotenzen geheilt werden.

Kent war nicht nur ein Vertreter mittlerer und hoher Potenzen sondern er war auch der Prinzipiengeber einer Generation von Hochpotenzlern. Wegen seiner Studenten kamen hohe Potenzen in England in Mode. Kent wird immer noch als die Person angesehen, die die Verwendung hoher Potenzen am meisten für die homöopathische Gemeinschaft beeinflusst hat. Kent hat folgendes geschrieben:

"Nach 30 Jahren sorgfältiger Beobachtung und des Vergleiches der Verwendung unterschiedlicher Potenzen ist es möglich, folgende Regeln aufzustellen: Jeder Arzt sollte die 30., 200., 1M., 10M., 50M. CM., DM., MM. Potenz zu seiner Verfügung stehen haben. In den 30. bis zur 10M. werden sich die nützlichsten heilenden Kräfte für sensitive Frauen und Kinder finden lassen. Von der 10M. bis zur MM. sind alle für gewöhnliche chronische Erkrankungen und für weniger sensitive Personen nützlich. Bei akuten Erkrankungen sind die 1M. bis zur 10M. am nützlichsten. Bei sensitiven Frauen und Kindern ist es gut zunächst die 30. und 200. zu verabreichen um es dem Patienten zu erlauben, allgemein Besserung zu erlangen, danach kann die 1M (und 10M) ähnlicherweise verwendet werden. Personen, die an chronischen Krankheiten leiden und weniger sensitiv sind, kann die 10M als Erstes gegeben werden, unverändert für so lange, wie die Besserung anhält; dann wird die 50M genau in gleicher Weise wirken."

Ferner schreibt er: "Wenn das Similimum gefunden ist, wird das Mittel in einer Serie von Potenzen heilend wirken. Wenn das Mittel nur zum Teil ähnlich ist, wird es in ein oder zwei Potenzen wirken und dann werden sich die Symptome verändern und ein neues Mittel wird angebracht sein."

Nash favorisierte ebenso stark die mittleren und hohen Potenzen.

Pulford schreibt: "Niedrigere Potenzen dämpfen nur die Veranlagung (Palliation oder Unterdrückung)... Die schwach heilenden Mittel rangieren von der 30X bis zur CC (200.) Potenz, besonders bei akuten Erkrankungen, die nicht von einer tiefen chronischen Krankheit Teil sind oder von ihr abhängen. Die mittleren heilenden Mittel rangieren zwischen der CC. zur 10M. Potenz, wenn es sich um subakute Fälle handelt, die alle auf einer tieferen Dyskrasie aufliegen. Die höheren Potenzen rangieren für heilbare chronische Erkrankungen von der 10M aufwärts."

Roberts rät, dass wir bei sehr ähnlichen Symptomen so hoch gehen können wie wir möchten. Je weniger sicher wir über die Ähnlichkeiten sind, umso niedriger ist die Potenz zu wählen. Als Regel gilt, wenn es eine Pathologie gibt, kann eine mittlere oder hohe Potenz gefährlich sein.

Sir John Weir, aus seiner 35-jährigen Erfahrung zitierend, sagt, dass niedrige Potenzen für körperliche Erkrankungen, äussere Umstände, Hautprobleme usw. verwendet werden sollen. Wenn mentale Symptome gefunden werden, werden Hochpotenzen benötigt.

Constantine Hering sagt: "Wenn die Symptome des Falles allgemein grössere Ähnlichkeit zu den primären Symptomen des Mittels haben, dann empfehle niedrigere Potenzen, im Gegensatz dazu, bei grösserer Ähnlichkeit mit späteren Wirkungen, dort die höheren Potenzen."

Fergie Woods erklärt, dass hohe Potenzen bei sensitiven Patienten verschlimmern können. In Fällen mit organischen Veränderungen sind niedrige Potenzen vorzuziehen. Besonders in den Fällen von Phos. und Lach. begann er grundsätzlich nur mit der C12. Er äussert ausserdem die Meinung, dass hohe Potenzen hauptsächlich deshalb länger zu wirken scheinen, weil wir Hochpotenzen dann geben, wenn wir uns des Similimums sicherer sind.

Yingling, dieser bemerkenswerte Geburtshelfer schreibt, "Es steht ausser Frage, dass Urtinkturen und sehr niedrige Potenzen heilen werden, wenn sie zu den Krankheitsumständen homöopathisch sind. Die Erfahrung lehrt und beweist uns dies ohne jeden Zweifel. Aber die Erfahrung beweist voll und ganz und begründet die Tasache, dass die hohen und höheren Potenzen prompter und fähiger wirken und auch Fälle heilen, besonders chronische Erkrankungen, welche Urtinkturen nicht antasten können. Es ist falsch anzunehmen, dass die Hochpotenzen sich in der Therapie chronischer Krankheiten hervortun und bei akuten Krankheitsphasen ineffizient seien. Meine Erfahrung reicht dahin zu beweisen, dass Hochpotenzen verlässlicher und effizienter in akuten Fällen sind und diese vorzeitig beenden oder auf wenige Tage beschränken, während Urtinkturen viele Tage oder Wochen benötigen würden um das Gleiche zu bewirken."

Hubbard sagt, dass bei psychischen Erkrankungen Hochpotenzen eingesetzt werden sollten. Funktionelle Erkrankungen mit subjektiven Symptomen werden ebenso gut auf Hochpotenzen ansprechen. Akute Erkrankungen, sogar mit pathologischen Veränderungen, benötigen ebenso Hochpotenzen, während bei akuten Krisen chronischer Krankheiten, so wie Herzasthma, mittlere oder niedrige Potenzen vorzuziehen sind. Bei chronischen Krankheiten ist es sicherer mit einer C200 zu beginnen. Sie bevorzugt Hochpotenzen in Fällen mit deutlichen mentalen Symptomen. Sie schreibt auch: "In hoffnungslosen Fällen, wo der Überlebenskampf im Gange ist, bei akuten Krankheiten sind Hochpotenzen indiziert; ebenso wenn der Überlebenskampf sein Endstadium der chronischen Krankheit erreicht hat, werden sehr hohe Potenzen die Euthanasie einleiten. Bei chronischen, unheilbaren Krankheiten sind niedrige und mittlere Potenzen geeignet, solange die Vitalität sehr gut ist und die Pathologie noch nicht zu extrem ist."

Sie schreibt weiterhin: "Der Grad der Empfänglichkeit unseres Patienten beeinflusst ebenfalls die Potenzwahl. Bestimmte Peronen sind überempfindlich (oft wegen ungeeigneter homöopathischer Behandlung) und diese werden alle Mittel, die Sie ihnen geben, prüfen; diese benötigen deshalb mittlere und niedrige Potenzen. Andere Patienten reagieren sehr träge (oftmals wegen zu starker allopathischer Medikation). Diese brauchen oft sehr hohe Potenzen um überhaupt eine Wirkung zu zeigen, oder sie benötigen eine niedrige Potenz, die alle paar Stunden wiederholt werden muss, bis eine günstige Reaktion einsetzt. Eine dritte Art von Patienten ist die schwächliche, bei denen die Lebenskraft leicht überwältigt werden kann. Die Wiederholung ist hier die grösste Gefahr. Akut erkrankte, robuste Patienten werden der Wiederholung hoher Potenzen bis eine günstige Wirkung eintritt widerstehen, obwohl die Einzeldosis das Ideal wäre. Kinder stecken hohe Potenzen besonders gut weg, und im Allgemeinen benötigen sehr Alte mittlere Potenzen, ausser zum Zwecke der Euthanasie. Manche Individuen habe sogar Idiosynkrasien gegenüber homöopathischen Potenzen gewisser Substanzen. Ein gewisser Grad an Idiosynkrasie gegenüber eines Mittels muss vorhanden sein, sonst wird der Patient nicht sensitiv genug für eine Heilung sein, aber wenn dies extrem ist, dann sollten niedrige oder mittlere Potenzen bevorzugt werden. In Fällen, in denen der Patient ständig durch eine Urtinktur vergifted ist, als allgemeine Regel, ist es besser, das Antidot in hoher Potenz zu geben."

P. Sankaran hat einige vorläufige Regeln zur Potenzwahl dargelegt -

1. Wenn in einem Fall die Symptome des Patienten sehr gut mit dem Symptomenbild des Mittels übereinstimmen, und wenn besonders die mentalen Symptome vorhanden und klar ausgebildet sind, dann scheint eine Hochpotenz ratsam zu sein.

2.(a) Wenn die Überseinstimmung der Symptome wegen Mangel an Symptomen gering ist, oder (b) wenn die Verschreibung nur oberflächliche oder örtliche Umstände wie z.B. Hauterscheinungen wie eine Warze abdeckt, oder (c) wo pathologische Symptome überwiegen, wie Krebs, kongestives Herzversagen, usw., oder (d) wo nur eine Palliation angestrebt wird, weil der Patient unheilbar ist und eine sehr schwache Vitalität besitzt, scheinen Niedrigpotenzen ratsamer.

3. Gewisse Mittel wirken besser in bestimmten Potenzen. Zum Beispiel scheinen Mittel wie Apocynum cannabinum, Sabal serrulata, Ornithogallum umbellatum, Hydrocotyle asiatica, Passiflora incarnata, Crataegus oxycantha, Adonis vernalis, Strophanthus hispidias, Carduus marianus, Blatta orientalis, usw. besser als O. zu wirken.

4. Nosoden scheinen besser in hohen Potenzen zu wirken, z.B. C200 und höher.

5. Was Darmnosoden betrifft, gelten bestimmte Regeln. Wenn es sich um einen neuen Fall handelt und der Patient hat bisher noch keine potenzierten Mittel eingenommen, kann eine mittlere oder hohe Potenz gegeben werden, falls die Darmnosode klar indiziert ist. Wenn der Patient innerhalb der letzten 3 Monate irgendeine Potenz erhalten hat, ist es weise, eine Niedrigpotenz zu geben. John Paterson schreibt, dass bei Anwesenheit deutlicher pathologischer Anzeichen niedrige Potenzen (unter C6) einmal täglich gegeben werden können. Bei akuten Erkrankungen ist eine hohe Einzeldosis vorzuziehen. In akuten Phasen chronischer Erkrankungen können hohe Potenzen mit Wiederholung in Intervallen gegeben werden.

6. Wenn der Patient bereits ein tiefwirkendes konstitutionelles Mittel in hoher Potenz erhalten hat, und wenn er sich unter dessen Wirkung bessert, aber oberflächliche störende Symptome entwickelt hat, dann kann eine niedrige Potenz eines Komplementärmittels verschrieben werden, um diese Symptome zu lindern.

7. Kinder scheinen Hochpotenzen dank Ihrer Vitalität gut zu tolerieren, während alte Personen diese hohen Potenzen nicht so gut vertragen könnten.

8. Wenn der Patient für Mittel überempfindlich reagiert, dann ist es weise, eine niedrige Potenz zu verwenden.

9. Wenn die Reaktion schwach ist und ein Reaktionsmittel verschrieben wird um diese zu verbessern, z. B. Carbo veg., dann ist eine hohe Potenz vorzuziehen.

10. Möglicherweise intelligente und sensitive Patienten und jene die sich geistig beschäftigen, benötigen höhere Potenzen, während die Trägen und die Zurückgebliebenen und jene die körperlich arbeiten die niedrigeren brauchen könnten. Wenn man diese Idee weiter spinnt, so erscheint es, dass die weniger hoch entwickelten Tiere niedrigere Potenzen benötigen könnten.

11. Bestimmte Potenzen können bestimmte Wirkungen erzeugen, d.h., es wird gesagt, dass Silicea in Niederpotenz verabreicht Eiterung fördert, während es als Hochpotenz verabreicht Eiterung vorzeitig beendet.

Unter den gegenwärtigen Homöopathen legt George Vithoulkas die folgenden Richtlinien in seinem Werk "Die Wissenschaftliche Homöopathie" dar -

"Menschen mit schwacher Konstitution, alte Leute und solche, die übersensibel reagieren, erhalten am besten zuerst Potenzen von der D12 und Q3 bis zur C200. Höhere Potenzen regen einen geschwächten Abwehrmechanismus nämlich zu stark an, und es tritt eine unnötig schwere Erstverschlimmerung ein. Vor allem trifft das auf Patienten mit Gewebeveränderungen zu.

Überempfindliche Patienten...sprechen sehr empfindlich an, und zwar hinsichtlich der körperlichen Ebene auf niedrige Potenzen und hinsichtlich der tieferen Ebenen auf sehr hohe Potenzen. Deshalb ist es bei ihnen besser, als anfängliche Einzelgabe keine andere Potenz als C30 oder C200 zu verordnen.

Kinder mit ernsten gesundheitlichen Problemen sollten im allgemeinen niedrigere Potenzen erhalten....Auch was bösartige Erkrankungen betrifft, sollte das erste Mittel die C200 nicht überschreiten.

Hingegen können Patienten, die allem Anschein nach problemlos heilbar sind und kaum pathologische Gewebeveränderungen zeigen, von Anfang an höhere Potenzen bekommen - von der C30 bis zur CM. Letztlich hängt die Potenz davon ab, wie sicher man ist.

Arzneien wie Lachesis, Aurum und tiefwirkende Nosoden zeigen starke Tendenzen zu pathologischen Organveränderungen. Aus diesem Grund sollte man sie hauptsächlich in niedrigeren Potenzen (C30, C200 oder Q-Potenzen) einsetzen, es sei denn, es ist sicher nachgewiesen, dass bei dem Patienten keine negativen Gewebeschäden vorliegen.

Kindern mit akuten Erkrankungen gibt man normalerweise keine Potenzen unter C200...Bei älteren Menschen, die unter chronischer Schwäche oder infolge einer akuten Erkrankung leiden, fängt man am besten mit der C200 an."

Rajan Sankaran schreibt: "Die Wahl der Potenz hängt von ...der Intensität, Klarheit und Spontaneität der ausgedrückten Symptome ab - besonders der sonderbaren Symptome, welche die Individualität der Person widerspiegeln. Beachten sie folgendes:

Ein Patient kommt und sagt: "Ich weiss nicht warum, aber ich fühle oft dass ich arm bin, dass ich wie ein Bettler aussehe und zerlumpte Kleidung trage." Hier haben wir einen intensiven, klaren und spontanen Ausdruck. In einem solchen Fall würde ich fast ausnahmslos eine Hochpotenz (wahrscheinlich 10M) verabreichen; alle anderen Überlegungen, wie die Pathologie usw. wären sekundär.

Natürlich hängt die Potenz auch von der Nähe (Ähnlichkeit) des Mittels zu dem Fall ab. Der Patient mag Klarheit über seine Symptome haben, sie mit Intensität und Spontaneität ausdrücken, aber das gewählte Mittel vermag diese Gefühle nicht so intensiv und klar zu besitzen. In einem solchen Fall hängt die Potenz von dem Masse ab, in dem das Mittel die Gefühle des Patienten ausdrückt."

Rajan Sankaran ist bekannt dafür, LM-Potenzen zu verwenden wenn der Patient sehr übersensibel ist.

--------------------------------------------------------------------
So sehen wir, dass trotz der Unterschiede in den Richtlinien der Potenzwahl die meisten modernen Homöopathen eine Übereinstimmung der Faktoren, welche die Potenzwahl beeinflussen haben. Diese schliessen ein -

1. Gewissheit über das gewählte Mittel

2. Das Reich des Mittels (Quelle)

3. Alter des Patienten

4. Geschlecht des Patienten

5. Beruf des Patienten

6. Empfindlichkeit des Patienten

7. Vitalität des Patienten

8. Natur des Patienten

9. Art der Störung - Funktional oder Pathologisch

10. Ernsthaftigkeit der Pathologie

11. Akute oder chronische Natur der Erkrankung

12. Klarheit und Fülle der mentalen Symptome

13. Art der gewünschten Reaktion - Palliation oder Heilung

14. Niveau der Arzneimittelprüfung

15. Natur des Mittels

16. Miasma des Patienten

Die Richtlinien die von Hubbard, P. Sankaran, Vithoulkas und Rajan Sankaran gegeben wurden, fassen mehr oder weniger die klinische Annäherung zusammen, der man zur Potenzwahl folgen sollte. Das einzige Problem, das wir dieser Tage sehen ist, dass eine grosse Mehrheit Homöopathen mit einer sehr eingeschränkten Bandbreite von Potenzen arbeitet. Da scheinen Zögerlichkeiten vorzuherrschen, sehr niedrige Potenzen wie Urtinkturen, 1X, 2X usw. zu verwenden und gleichzeitig sind die meisten nicht bereit sehr hohe Potenzen wie CM, MM, DMM zu versuchen. Aus diesem Grund erzielt ein richtig gewähltes Mittel oft nicht den erhofften Erfolg und anstatt die Potenz zu wechseln, wechselt der Homöopath oft das Mittel.

Ein Homöopath sollte der vollen Bandbreite seiner verfügbaren Potenzen aufgeschlossen gegenüberstehen. Die Sicherheit in der Potenzwahl steigt mit der Erfahrung. Wenn Sie in Ihrer Mittelwahl zuversichtlich sind und die gewünschte Wirkung tritt nicht ein, versuchen Sie die Potenz nach oben oder unten zu verändern bevor Sie das Mittel selbst wechseln. Sie sind in der Mittelwahl nicht flexibel; um zu heilen, muss ein Mittel ähnlich sein, aber sie können in der Potenzwahl flexibel sein. Ein bestimmter Fall vermag auf mehr als eine Potenz des gleichen Mittels zu reagieren. Wenn sie die Potenz wählen, erinnern Sie sich einfach Hahnemanns Worten, dass die beste Heilung schnell, sanft und dauerhaft zu sein hat. Die Dinge werden von da an einfacher werden!

_____________________________________
Dr. Manish Bhatia
Direktor,
Hpathy.com
Der Welt grösstes Homöopathieportal