Hahnemanns fortgeschrittene Methoden Teil 6: Die Zubereitung der medizinischen Lösung

Hahnemanns fortgeschrittene Methoden Teil 6: Die Zubereitung der medizinischen Lösung

Author: 
David Little

Die Herstellung einer medizinischen Lösung

In der 6. Auflage des Organon erwähnt Hahnemann, wie man eine wässrige Lösung der LM-Potenz in 40, 30, 20, 15 oder 8 Esslöffeln Wasser zubereitet. Die Menge der von Hahnemann am häufigsten verwendeten Lösung bestand aus 7 bis 8 Esslöffeln Wasser, einschließlich einer ausreichenden Menge reinen Alkohols oder Weinbrand als Konservierungsmittel.

Wir haben es für nötig befunden, der Lösung 60 ml Weinbrand oder mehr hinzuzufügen, wenn sie über einen längeren Zeitraum benötigt wird. Für Patienten mit einer empfindlicheren Konstitution kann die medizinische Wirkung durch Erhöhung der Wassermenge in der medizinischen Lösung abgeschwächt werden. Dann kann die Mittellösung mit 12, 15, 20 oder mehr Esslöffeln reinen Wassers, je nach der Empfindlichkeit des Patienten, hergestellt werden.

Überempfindliche Personen sprechen besser auf eine medizinische Lösung, die mit einer größeren Wassermenge hergestellt wurde, und auf die Einzelgabe oder seltenen Wiederholungen des Mittels an. Die homöopathischen Kügelchen werden als Quantenkräfte angesehen, die große Wassermengen mit ihrer medizinischen Energie durchdringen können.

Mit der medizinischen Lösung wenden wir die kleinstmögliche Menge Arznei an, d. h. ein mohnsamengroßes Globulus. Ganz selten einmal wird der Homöopath zwei Globuli in einer Mittellösung brauchen, um einen Patienten mit einer hyposensitiven Konstitution zu behandeln. Die Größe der Gabe ist, ebenso wie die Potenz des Mittels, direkt mit den Phänomenen der homöopathischen Verschlimmerung verbunden. Ein fundamentaler Grund dafür, weshalb die medizinische Lösung verwendet wird, ist der, damit es leichter wird, die Gabe des Mittels so auf den Patienten einzustellen, damit sie zur Empfindlichkeit der Konstitution passt.

Der zweite Aspekt, mit dessen Hilfe die Gabe eingestellt wird, ist die Anzahl der Schüttelschläge, die man dem Mittel direkt vor der Einnahme versetzt. Das Verschütteln der wässrigen alkoholischen Lösung gegen eine Glasoberfläche einer Flasche produziert eine große Menge an kinetischer Energie und Reibungselektrizität.

Dieses hebt die Potenz der Mittellösung auf eine solche Art und Weise an, wie es bei der Verwendung einer Trockengabe unmöglich wäre. Diese dynamische Veränderung der Lösung durch die Schüttelschläge ändert den Arzneimittellevel, sodass der Lebenskraft ständig etwas Neues angeboten wird. Die Kraft der medizinischen Lösung hängt von drei Faktoren ab, von der Anzahl der verwendeten Globuli, der Wassermenge in der Lösung und den vor der Einnahme abgegebenen Anzahl von Schüttelschlägen. Die Anzahl der Schüttelschläge zur Zeit der Einnahme steht in direkter Verbindung mit der dynamischen Wirkung des Mittels.

In § 248 erwähnt Hahnemann 8, 10 oder 12 als die Anzahl von Schüttelschlägen, die man der Lösung vor der Einnahme versetzt. Über die Jahre haben wir herausgefunden, dass die Verschüttelung einer der dynamischsten Aspekte der "neuen Methode" ist.

Bei überempfindlichen Fällen sollte die Anzahl der Schüttelschläge wenn nötig auf 1, 2 oder 3 gesenkt werden. Bei extrem überempfindlichen Konstitutionen haben wir manchmal gerade einmal einen Schüttelschlag benutzt. Die durchschnittliche Sensitivität verträgt alles zwischen 4, 5, 6 und 7 Schüttelschlägen sehr gut.

Es kann sein, dass die etwas hyposensitiven Konstitutionen sogar 8, 9, 10, 12 oder mehr Schüttelschläge brauchen, um gut auf das Mittel reagieren zu können. Wir haben in Fällen, bei denen das Mittel nicht mehr weiterzuwirken schien herausgefunden, dass eine Erhöhung der Anzahl der Schüttelschläge den Fall sich wieder vorwärts entwickeln ließ.

Dieser Aspekt, die Gabe einzustellen, ermöglicht das Feintuning der medizinischen Kräfte, sodass sie mit einer großen Vielfalt von Konstitutionen und Situationen harmonieren können.

Eine Krankengeschichte

Eine Person, die an Myasthenia gravis litt, konsultierte mich, nachdem sie bei den besten allopathischen Fachleuten war. Diese Krankheit zeigt charakteristischerweise eine muskuläre Schwäche, die besonders die Augenmuskeln und auch andere Muskeln befällt. Diese Person zeigte die Augensymptome der Krankheit ziemlich deutlich.

Er litt an starker Ptose (Hängenlassen der Augendeckel) und einer Lähmung der Muskeln, die die Augen bewegen. Er zeigte auch ein gewisses Maß an Diplopie (Doppelsichtigkeit). Dieser Herr konnte nicht aufwärtssehen, und er musste seinen Kopf nach hinten strecken, um in der Lage zu sein, geradeaus zu sehen. Sein Zustand verschlechterte sich besonders, wenn er unter Stress und Belastung stand.

Nachdem ich seine Symptome aufgenommen hatte, entschied ich mich für Causticum, da es seinem Fall zu ähneln schien und weil die langsame Lähmung bei diesem Mittel nachdrücklich betont wird. Da er mir ziemlich empfindlich schien, begann ich den Fall mit einer 180 ml-Lösung der Potenz LM 0/1 und riet ihm, das Mittel 2-mal vor der Einnahme zu verschütteln.

Aus dieser Flasche wurde damals 1 Teelöffel voll in 180 ml Wasser eines Verdünnungsglases verrührt. Diese erste Gabe zeigte für 4 Tage eine unmittelbare Wirkung. Während dieser Zeit konnte er sehr gut sehen und seine Augenlider hingen nicht mehr herunter. Am 5. Tag begannen seine Symptome wiederzukehren, sodass ihm dazu geraten wurde, das Mittel jeden 4. Tag einzunehmen.

Als der Fall vorankam, versuchte ich die Gabe nach oben hin einzustellen, indem die Anzahl der Schüttelschläge auf 3 erhöht wurde, um zu sehen, ob so das Mittel über einen längeren Zeitraum anhalten würde. Dies veranlasste ihn für 24 Stunden doppelt zu sehen, und seine Augen quollen zu.

Nach einigen Tagen ließ die Verschlimmerung nach, und sein Zustand verbesserte sich für etwa 4 Tage, bis die Mittelwirkung nachzulassen schien. Ich kehrte zu 2 Schüttelschlägen zurück, da 3 eine Verschlimmerung verursachten, ohne eine Verlängerung der Besserung zu bewirken. Mit der Zeit hat er herausgegefunden, dass seine Augen nach der Einnahme für ein oder zwei Tage anschwollen, wenn er die Flasche zu hart verschüttelte.

Durch Experimentieren fanden wir auch heraus, dass 1 Schüttelschlag kaum eine Wirkung auf seine Augen hatte. Die Empfindlichkeit dieser Person war so, dass 1 Schüttelschlag zu wenig, 2 Schüttelschläge gerade richtig und 3 Schüttelschläge zu viel waren. Diese verfeinerte Anpassung der medizinischen Lösung war notwendig, damit sein Fall auf eine rasche und sanfte Art und Weise vorankam.

Nach einer gewissen Zeit habe ich die Potenz von LM 0/1 vorsichtig auf LM 0/2 auf solche Weise erhöht, dass sich sein Zustand nicht verschlimmerte und fortfuhr, sich zu bessern. Solch ein sanfter Wechsel wäre mit der Erhöhung der Trockengabe einer Hunderterpotenz von C 30 auf C 200 oder 1 M unmöglich gewesen. Ich möchte gar nicht daran denken, was eine zufällige Anzahl von Globuli von solch einer hohen Hunderterpotenz auf seiner Zunge ihm zugefügt hätte!

Es wäre fast unmöglich gewesen, einen solchen Fall einer Degenerationskrankheit nach der alten Methode der 4. Auflage des Organon von 1829 homöopathisch zu behandeln. Nur die in einer medizinischen Lösung verwendete LM-Potenz ist flexibel genug, um diese Person zu behandeln. Ich habe diese Dinge während des letzten Jahrzehnts oft beobachten können. Jene, die denken, dass es nichts ausmacht, wie man seine Gabe verabreicht, müssen noch viel von Samuel Hahnemann lernen.

Die Potenzen und die Wiederholung

LM-Potenzen gibt es in einer abgestuften Serie von LM 0/1 bis LM 0/30. Dies macht 30 feinste Potenzebenen aus, die das gute Feintuning des Mittels ermöglichen. Wenn man die LM-Mittel anwendet, sollte der Fall mit den "niedrigsten Potenzwerten" begonnen werden.

Hahnemanns Pariser Krankenjournale zeigen, dass Hahnemanns Einstiegspotenzen in den meisten Fällen zwischen der LM 0/1 und LM 0/7 lagen. Die häufigsten Einstiegspotenzen waren zwischen der LM 0/1 und LM 0/3. In den meisten Fällen wird mit der LM 0/1 in einer medizinischen Lösung von 120 - 180 ml begonnen. Nur unter speziellen Bedingungen werden Fälle mit einer LM 0/2 oder LM 0/3 begonnen, da dies fortgeschrittene höhere Potenzen sind.

Eine Konstitution, die von normaler Empfindlichkeit ist, reagiert immer auf die LM 0/1-Potenz, wenn sie eindeutig angezeigt ist. LM-Potenzen werden in einer schrittweisen seriellen Folge von LM 0/1 zu LM 0/2 zu LM 0/3 zu LM 0/4 usw. verabreicht.

Manchmal bewegte sich Hahnemann die Potenzebenen hinauf und hinunter, um die harmonischste Potenz zu suchen und zu finden. Danach ging er im Allgemeinen um 1 Stufe nach oben, je nachdem, wie sich der Fall entwickelte. Es gibt in diesem System keine Sprünge zwischen den Potenzen wie LM 0/1 zu LM 0/16 zu LM 0/30.

Die Potenz wird nur aus zwei Gründen angehoben: erstens, wenn die Flasche der vorherigen Potenz völlig aufgebraucht ist und es ist nötig, das Mittel fortzusetzen; zweitens, wenn der Patient vor dem vollständigen Verbrauch der vorherigen Flasche einen Rückfall zu bekommen scheint und es sich zeigt, dass er eine höhere Potenz benötigt.

Es wird oft gesagt, dass die LM-Potenz täglich auf eine mechanische Art und Weise verabreicht werden sollte. Dies ist ein großer Fehler. In § 246 sagt Hahnemann: "Jede, in einer Cur merklich fortschreitende und auffallend zunehmende Besserung ist ein Zustand der, so lange er anhält, jede Wiederholung irgend eines Arznei-Gebrauchs durchgängig ausschließt."

Es ist nur bei den "langsam fortschreitenden Verbesserungen [dl]", dass wir das Mittel in geeigneten Intervallen zu wiederholen brauchen, um die Heilung zu beschleunigen.

In der Fußnote zu § 246 sagt Hahnemann, die LM-Arzneien "können" täglich gegeben werden "wo nöthig", nicht dass sie in jedem Fall täglich wiederholt werden müssen!

In § 248 sagt Hahnemann, dass sie "täglich oder jeden zweiten Tag" bei lang anhaltenden Krankheiten gegeben werden können, aber dies nur, wenn es notwendig ist. Missverstehen Sie diesen Punkt nicht! Wenn es "nicht notwendig" ist, die LM-Arzneien täglich oder jeden zweiten Tag zu wiederholen, wird sonst entweder die Heilung verlangsamt oder es werden unnötige Verschlimmerungen verursacht.

Der späte, große Dr. Hari Mohan Choudhury erzählte mir, dass er diesen Fehler in seiner frühen Karriere begangen hat, aber dass er aus seiner Erfahrung gelernt hat und dass die wichtigste Aussage in den Paragrafen über die Wiederholung der Mittel die Worte "wo nöthig" sind. Wenn wir tun, was "nicht nöthig" ist, verlangsamen wir die Heilung, bringen den Fall durcheinander und stopfen den Patienten zu sehr mit Arzneien voll.

In den frühen Jahren meines persönlichen Lernens machte ich ebenfalls den Fehler des überheblichen Gebrauchs der LM-Potenz. Erinnern Sie sich immer an die vier Hauptregeln der Homöopathie: Ähnliches wird durch Ähnliches geheilt, das Einzelmittel, die minimale Gabe und das potenzierte Mittel. Mit diesen vier goldenen Regeln im Sinn können wir nicht weit vom Ziel einer raschen, sanften und dauerhaften Heilung abweichen.

Die Vorbereitung der Gabe bei LM-Potenzen

Die Menge der medizinischen Lösung kann zwischen 100 ml und 600 ml Wasser- und Alkohollösung, je nach Empfindlichkeit der Person, schwanken. Die Flasche, die die medizinische Lösung enthält, wird vom Patienten verwendet, um ihre persönlichen Gaben vorzubereiten.

Die durchschnittliche Menge der medizinischen Lösung beträgt zwischen 120 ml und 180 ml Flüssigkeit. Diese Lösung besteht zu 30 bis 50% aus Weinbrand oder einer kleineren Menge reinen Alkohols als Konservierungsmittel, gemischt mit Wasser. Die medizinische Lösung einer LM-Potenz wird immer mit 120 – 180 ml Wasser in einem weiteren Verdünnungsglas angewendet. Die Flasche mit der medizinischen Lösung sollte vor Sonnenlicht, Hitze und starken Gerüchen geschützt werden.

Das Mittel wird immer direkt vor der Einnahme verschüttelt, um die Potenz leicht anzuheben. Nachdem das Glas für die Gabe verwendet worden ist, wird die restliche Lösung weggeschüttet und das Glas und der Löffel gereinigt und in die Sonne gestellt.

Dieser zweifache Prozess der Verschüttelung, und der Verdünnung sorgt für eine beträchtliche Veränderung in der Dynamisierung des Mittels. So wie das Verschütteln die Potenz anhebt, so wird sie durch die Verdünnung reduziert und dies ermöglicht es, dass das Mittel rasch, sanft und dauerhaft wirkt.

Die Vorbereitung der medizinischen Lösung kann auf vier Punkte zusammengefasst werden.

1. Nehmen Sie 1 (sehr selten 2) mohnsamengroßes Globulus von der gewünschten Potenz (oft beginnend mit LM 0/1) und geben sie es in eine saubere Flasche. Die durchschnittliche Menge einer medizinischen Lösung liegt zwischen 120 ml und 180 ml Flüssigkeit. Normalerweise enthält diese wässrige Lösung mindestens zu 30 % bis 50 % Weinbrand oder eine geringere Menge an reinem Alkohol als Konservierungs- und Stabilisierungsmittel. Ich lasse gerne mindestens 60 ml zusätzlichen Raum in der Flasche als Luftspalt, sodass es Platz für die Verschüttelung gibt.

2. Verschütteln Sie die Flasche direkt vor der Einnahme 1 bis 12 Mal, je nach der Empfindlichkeit des Patienten. Dies hebt die Potenz leicht an und aktiviert das Mittel.

3. Nehmen Sie 1 oder seltener 2 oder 3 Teelöffel der medizinischen Lösung und schütten Sie sie in ein Verdünnungsglas mit 8 bis 10 Esslöffel Wasser und rühren sie um. In den meisten Fällen wird mit 1 Teelöffel begonnen, und die Menge wird nur erhöht, wenn es nötig ist. Bei Kindern sollte die Menge 1/2 Teelöffel betragen. Säuglinge dürfen nur 1/4 eines Teelöffels bekommen.

4. Nehmen Sie 1, (oder seltener, 2 oder 3) Teelöffel voll aus dem Verdünnungsglas als Gabe. In den meisten Fällen wird mit 1 Teelöffel begonnen und die Menge wird nur erhöht, wenn dies notwendig ist. Kindern sollte 1/2 Teelöffel voll gegeben werden. Säuglinge sollten 1/4 oder weniger eines Teelöffel voll erhalten.

Die Dosierung der medizinischen Lösung kann sorgfältig eingestellt werden, damit sie zu der Empfindlichkeit der Konstitution der Person passt. Deshalb habe ich weder für die Menge der medizinischen Lösung, noch für die Größe der Gabe und die Anzahl der Schüttelschläge eine genaue Angabe gemacht.

Die Erfahrungen des letzten Jahrzehnts haben es gezeigt, dass die Flasche mit dem Mittel zwischen 1, 2, oder 3-mal bei überempfindlichen Menschen verschüttelt werden sollte; 4, 5, 6-mal bei durchschnittlicher Empfindlichkeit; und 8, 9, 10-mal oder häufiger bei hyposensitiven Patienten.

Die durchschnittliche Größe der Gabe liegt bei 1 Teelöffel der ins Dosierungsglas gerührten medizinischen Lösung. Aus diesem Glas nimmt der Patient 1, selten 2, Teelöffel der Mischung ein. Manchmal ist es notwendig, die Anzahl der Teelöffel aus der Flasche mit dem Mittel langsam zu erhöhen, um eine günstige Reaktion zu bekommen. Es kann sein, dass jene, die relativ hyposensitiv sind, 2 oder 3 Teelöffel brauchen, um eine adäquate Reaktion zu bekommen.

Normalerweise beginne ich mit 1 Teelöffel und steigere die Menge nur dann, wenn es notwendig ist. Bei extrem überempfindlichen Patienten kann ein Teelöffel aus dem ersten Glas in ein zweites Glas Wasser gerührt werden. Aus diesem zweiten Verdünnungsglas wird dann ein Teelöffel voll dem Patienten verabreicht.

Dies kann für eine Serie mehrerer Verdünnungsgläser fortgesetzt werden, wenn notwendig. Der Patient nimmt dann einen Teelöffel der Lösung aus dem letzten Verdünnungsglas als Gabe. Dies ist bei den empfindlichsten Typen mit großem Erfolg so angewandt worden.